24.11.2012 - 24.11.2012 HEIMGANG SCHWESTER POLAK

Am Dienstag den 20.11.2012 ist unsere Glaubensschwester Maria Polak sen. kurz vor ihrem 95ten Geburtstag sanft entschlafen.

Die Verabschiedung fand am 24.11.2012 in der Aussegnungshalle in Schwanberg statt und wurde von Bezirksevangelist Reiner Hasenauer gehalten.

Grundlage der Verabschiedung war das Bibelwort aus Jeremina 15 vers 16: Dein Wort ward meine Speise, sooft ich’s empfing, und dein Wort ist meines Herzens Freude und Trost; denn ich bin ja nach deinem Namen genannt, HERR, Gott Zebaoth.

Jeremia geht es in der Situation dieses Ausspruchs ziemlich schlecht. Aber er weiß: Nicht darin liegt Gottes Hilfe, dass ihm die Last des Augenblicks genommen wird, sondern in der Seligkeit, Gottes Wort zu empfangen. Er erfährt in Wahrheit, dass selig (=im Tiefsten glücklich) der ist, der Gottes Wort hört und bewahrt. (Ja, selig sind, die das Wort Gottes hören und bewahren. Lk. 11,28) – Das wird auch unsere Schwester erlebt haben. Die Last des Augenblicks hat sie in ihrem Leben oft ertragen müssen, sicher in jungen Jahren (durch Krieg und Mühsal hindurch), aber auch im hohen Alter noch. Aber das Wort Gottes hat sie gesättigt, erfreut und getröstet. Das war ihr Hilfe.
In Psalm 90 Vers 10 schreibt der Verfasser: Unser Leben währet siebzig Jahre, und wenn’s hoch kommt, so sind’s achtzig Jahre, und was daran köstlich scheint, ist doch nur vergebliche Mühe; denn es fähret schnell dahin, als flögen wir davon.

Der Herr hat Gnade zu der Reise unserer Glaubensschwester gegeben. Sie durfte ein hohes Alter erreichen und würde trotzdem, wenn wir sie fragen würden, sagen, dass es, wie im Psalm ausgedrückt wurde, schnell dahin flog.

Aber was würde sie sagen, wenn man sie nach besonderen Augenblicken in ihrem Leben fragen würde?

Sie würde die Worte des Propheten Jeremia unterstreichen und antworten, dass SEIN Wort ihr immer Speise war. Sie hat diese Speise aber nicht nur für sich selber empfangen, sondern hat das Wort Gottes eifrig hinaus getragen, und jeden daran teilhaben lassen. Dieses Wort Gottes war auch in ihrem Leben immer ihres Herzens Freude und Trost. Auch in schwierigen Verhältnissen, und das kann auch ich bezeugen, bis zuletzt hat sie immer auf dieses Wort gehört und es als Ihre Seelenspeise gerne angenommen.

Nun soll dieses Bibelwort nicht nur die Erfahrungen unserer Glaubensschwester beleuchten, es soll auch für uns, die wir hier heute traurig an ihrem Sarg stehen und sitzen, von Bedeutung sein.

Ein Wort des Propheten, welches der himmlische Vater uns, den Angehörigen, und einem Jeden der hier mit der Familie trauert, ganz persönlich gibt.

Worte des himmlischen Vaters, die uns auch in der Trauer stille Freude des Herzens und ein ganz großer Trost sind.

Worte die hungernde Seelen sättigen, und Worte, die in alle Dimensionen reichen.

In die Vergangenheit: „ward meine Speise sooft ich’s empfing“
In die Gegenwart: „ist meines Herzens Freude und Trost“
Und in die Zukunft: ich bin ja nach deinem Namen genannt, HERR, Gott!

Auch wir können bestätigen, dass wir in der bisher durchlebten Zeit immer Kraft aus Gottes Wort schöpfen durften.

Dieses Wort, das Hilfe gibt,

Dieses Wort das Richtungsweisend ist,

Dieses Wort, das Niedergeschlagene und Traurige aufrichtet,

Dieses Wort, das dich in deinem tiefsten Inneren anspricht,

Wie können Worte so eine Wirkung haben? Sie werden doch von fehlerhaften Menschen ausgesprochen?

Unsere Glaubensschwester hat es erfahren und erkennen dürfen, und auch uns schenkt der himmlische Vater die Erkenntnis, dass es Worte eines Menschen, sondern Worte der Liebe Gottes sind. Worte die lebendig, schaffend und besonders in diesen Augenblicken tröstlich sind.

Uns als Menschen fehlen des Öfteren die Worte wenn wir Trost aussprechen wollen. Aber dem, nach dessen Namen wir aus Gnaden genannt sind, Dem der alles geschaffen hat, gehen die Worte nicht aus. Seine Worte sind unendliche Liebe und somit auch Worte des Trostes.

Nach Seinem Namen genannt zu sein ist etwas Besonderes. In früheren Generationen und auch heute noch in anderen Kulturen ist es üblich, dass ein Baby zugleich mit dem eigenen Vornamen auch den Namen des Vaters empfängt. In Äthiopien beispielsweise tragen auch Mädchen als zweiten Vornamen den Namen des Vaters. Darin liegt die Gewissheit, etwas Besonderes zu sein, ja in einer besonderen Beziehung zum Vater zu stehen.
Wir sind nach dem Namen unseres Vaters im Himmel genannt. Vielleicht ist das ein scheinbar altmodischer Name (wie es manchmal so mit Namen von Vätern zu sein scheint), aber wir tragen diesen Namen (Sohn/Tochter des Vaters) mit Stolz, denn wir wissen, dass wir etwas Besonderes sind – nicht in den Augen von Menschen, sondern in den Augen dieses Vaters, der uns liebt und für den wir etwas Besonderes sind. Dieser Vater, nach dessen Namen auch die Verstorbene genannt war, hat sie nun in seine liebenden Arme genommen.

Welch ein Trost, wenn wir uns nun verabschieden, dass dies kein Abschied für immer ist, sondern dass es ein Wiedersehen gibt.

Dort wo diese Worte ihren Ursprung haben.

Wir schicken unsere Glaubensschwester nicht in das Ungewisse, sondern in die liebenden Hände dessen an den sie geglaubt hat.

In die Hände Ihres und unseres Erlösers Jesus Christus.

Welch ein Trost, dass Gottes Wort uns auch weiterhin bis zu diesem Tag Speise ist, stille Freude des Herzens und Trost.

Worte mit denen man leben und sterben kann.

Nämlich Worte des ewigen Lebens.

Am Dienstag den 20.11.2012, kurz vor Ihrem 95. Geburtstag, schlief unsere Glaubensschwester sanft für immer ein.